Das grosse Rasenstück
In unserem heutigen Beitrag möchte ich Ihnen ein bedeutendes Aquarell-Gemälde von Albrecht Dürer vorstellen. Es heißt „Das große Rasenstück“ und ist kunsthistorisch deswegen so bekannt, weil es als erste Naturdarstellung gilt. Das Werk gilt zusätzlich als eines der Wichtigsten aus dem Bereich des Stilllebens. In dieser Malkunst werden tote oder regungslose Gegenstände malerisch dargestellt.
Wer Albrecht Dürer war
Die Maler und Künstler wurde 1471 in Nürnberg geboren. Nach seiner Ausbildung als Goldschmied im handwerklichen Bereich erlernte er ab 1486 die Kunst des Malens bei seinem Lehrer Michael Wohlgemut. Neben zahlreichen Gemälden mit unterschiedlichen Techniken und Ansichten entwickelte Dürer die Drucktechnik des Holzschnittes maßgeblich weiter und sorgte für eine bessere Verbreitung von gedruckten Werken in Europa. Gleichermaßen hielt er seine Erkenntnisse in mehrere Büchern fest, die bis zum heutigen Tag kunsthistorisch bedeutend sind.
Das große Rasenstück – eine nüchterne Betrachtung
Das Aquarell ist im Original in dem Wiener Museum „Albertina“ zu betrachten. Auf dem Gemälde ist ein kleines Stück Wiese zu erkennen, auf dem viele verschiedene Pflanzen erkennbar sind:
- Rispengras
- Löwenzahn
- Knäuelgras
- Breitwegereich
- Ehrenpreis
- Schafgarbe
- Gänseblümchen
Das Besondere an dem Werk ist die Sichtweise und der Betrachtungswinkel. So befindet sich das Zentrum des Bildes nicht wie klassisch in der Bildmitte. Vielmehr wird der Betrachter von der hellen Seite des Bildes (rechte Seite im oberen Bereich) über den Mittelteil auf den eher dunklen, erdigen Bereich geführt.
Zusätzlich ist auf dem Bild erkennbar, dass der Maler eine Art Bodenquerschnitt gemalt hat. So sind alle Pflanzen von der Wurzel bis zur Blattspitze erkennbar, was nicht der normalen Betrachtungsweise eines Rasenstücks entspricht. Der hohe Detaillierungsgrad in der Darstellung lässt viele Experten vermuten, dass die Pflanzen nach und nach in das Bild eingefügt wurden. Einige der Pflanzen sind sogar mit einer Blüte dargestellt und erinnern an einen natürlichen Landschaftsrasen.
Ebenfalls auffällig ist die farbliche Gestaltung des Aquarells. Im unteren, vor allem linken Bereich ist die Farbwahl sehr dunkel. Hier beginnt „Das große Rasenstück“ praktisch mit der dargestellten Wurzel und baut sich nach und nach auf. Die Bildmitte ist in verschiedenen Grüntönen gestaltet und beinhaltet sowohl die feinen Grashalme als auch die breiten, tiefgrünen Blätter des Wegerichs und Löwenzahns. Im oberen Drittel sind vor allem die geschlossenen Blüten des Löwenzahns sowie die Blüten der Gräser in hellen Farbtönen dominierend. Diese Ansicht wird von dem hellen Hintergrund des Bildes unterstützt und steht im deutlichen Kontrast zum dunklen Erdreich.
Was der Künstler uns damit sagen möchte
Albrecht Dürer hat mit dem Aquarell „Das große Rasenstück“ aus dem Jahre 1503 eine beeindruckend detaillierte Naturstudie angefertigt. Sie gilt neben dem „Feldhasen“ als berühmteste Naturstudie von ihm. Beeindruckend ist neben den Details auch die Sichtweise mit der kompletten Darstellung der Pflanzen von der Wurzel bis zur Blüte.
Welche Aussage der Betrachter für sich aus der Studie ziehen möchte oder beabsichtigt zu interpretieren, bleibt ihm vollkommen selbst überlassen.
Aus der Sicht der heutigen Gärtner ist zweifelsfrei der hohe Unkraut-Anteil beachtenswert. Während dieser auf natürlichen Wiesen „normal“ ist, ist diese bunte Mischung im eigenen Garten nicht unbedingt immer erwünscht. Das mindert aber nicht den ersten, schönen Eindruck des Bildes. Bei der Ausarbeitung der Details hat Albrecht Dürer sein ganzes Können bewiesen und mit ruhigen, dünnen Pinselstrichen die Pflanzen perfekt dargestellt. Die ineinander wachsenden Wurzeln und Blätter sind sehr natürlich und gekonnt dargestellt.
Ist „Das große Rasenstück“ ein gelungenes Werk?
An dieser Stelle spielt der Betrachtungswinkel die entscheidende Rolle. Einerseits ist der (vorrangige) Blick als Kunst-Liebhaber auf das Bild zu nennen, für dessen Betrachtung das Werk auch entsprechend angefertigt wurde. Lässt man die Kunst vollkommen ungeachtet, kann man das Bild andererseits auch aus der Sicht des Gärtners sehen.
Als Kunst-Darstellung ist „Das große Rasenstück“ absolut beeindruckend. Die feine Linie, der perfekt geschwungene Pinselstrich und die detailreiche Darstellung der Pflanzen sind absolut beeindruckend. Das Werk ist nicht umsonst eines der bekannteste der Kunsthistorie aus dem Bereich. Gleichermaßen hat der Künstler Albrecht Dürer große Verdienste für die Kunstrichtung sowie die Verbreitung der Kunst durch die Drucktechnik sowie seine Werke geleistet.
Die Sicht des Gärtners wiederrum lässt verschiedene Ansichten zu, die abhängig von den entsprechenden Vorlieben sind. Als Blumenwiese ist „Das große Rasenstück“ sicherlich perfekt geeignet und könnte nur noch um ein wenig mehr Blumen ergänzt werden. Auf dem Bild sind bis dato vorrangig Kräuter zu sehen, die für sich zwar blühen aber nicht in die Kategorie der Blumen aus einer Blumenwiese gehören.
Wer sich für die Ansicht nicht so sehr begeistern kann, wird vermutlich eher zu einem dichten, grünen Rasenteppich im eigenen Garten tendieren. Auf diesem sind Kräuter wie Löwenzahn, Wegerich und Konsorten eher unerwünscht, da sie die Grasnarbe angreifen. Sollte Ihr Garten punktuell so aussehen wie auf dem Kunstwerk, sollten Sie den Unkräutern schnellstmöglich zu Leibe rücken. Tiefer Abmähen, vertikutieren und die frische Aussaat einer qualitativ hochwertigen RSM-Mischung sollte die Grasnarbe schnell instand setzen.
Es liegt immer im Auge des Betrachters
Kunst ist wie so vieles in der Bewertung von „schön“ und „weniger schön“ immer eine Wertung des Betrachters. So kann sich der Landschaftsgärtner zweifelsfrei für das Werk von Albrecht Dürer begeistern. Mit der ein oder anderen Ergänzung von Blumensamen ergibt sich daraus die perfekte Blumenwiese.
Für wen die Kräuter auf dem Bild nur Unkraut sind, der kann sich vermutlich eher für einen dichten Gebrauchsrasen im Garten begeistern. Soll hier doch mal die eine oder andere Kräuterpflanze durch die Grasnarbe gelangen, geht es darum den Bereich schnellstmöglich zu reparieren. Die Nachsaat beispielsweise mit einer RSM 2.3 Gebrauchsrasen-Mischung wächst schnell an und schließt die Lücke entsprechend zeitnah.
Der beeindruckenden Linienführung und Naturdarstellung des Bildes von Albrecht Dürer tut die heutige Sichtweise aber keinen Abbruch. Es war, ist und bleibt ein großartiges Kunstwerk seiner Zeitepoche und ist für alle Gärtner eine Huldigung Ihrer Arbeit und Ihres Hobbys.
Bildnachweis
Bildname: Duerer the large turf.jpg
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